SUGAR 1

Als wichtigstes Organisationsprinzip der westlichen Musik gilt die Tonhöhe. Es gibt aber so viele Parameter innerhalb eines Klanges, dass Tonhöhe nur einer unter vielen ist und mir andere Parameter als die Tonhöhe wesentlich interessanter erscheinen, um meine Musik zu organisieren. Wenn Tonhöhe nicht das zentrale Organisationsprinzip der Musik ist, dann nennt man sie oft oder ”geräuschhaft”. Gegen diesen sehr undifferenzierten Begriff „Geräusch“ setzte ich den Begriff „komplexe Klangstrukturen“, die bestehen dann wie in SUGAR 1 aus breitflächigen Frequenzfeldern des Flügels mit sich verändernden Tonhöhenbündeln, in denen sich pulsierende Rhythmen herausschälen:
mit Plastikdosen werden Rauschfrequenzen durch die Saitenreibung im Innern des Flügels erzeugt, die Bewegungen werden rhythmisch ausgeführt, es entsteht ein Puls und die Bewegung verändert ihre Positionen auf den Saiten, d.h. Tonhöhenfelder wechseln sich ab, verändern sich kontrolliert, zusätzlich zu den Saitenklängen hört man noch die Resonanztöne der Plastikdosen.
Mit den Golfbällen erzeugt der Pianist Klavier untypische, ineinander verdrehte Tonhöhenbewegungen.

In diese vom Pianisten erzeugten komplexen Klangstrukturen werden die Klänge der beiden Streicher eingebettet, reichern ihn noch mal von außen an mit neuen Bewegungen, Pulsierungen und Frequenzen. Die Streicher produzieren diese komplexen Klangstrukturen über mehrere Überlagerungen von Bewegungen z. B. gleichzeitig eine Bewegungskurve des Bogens vom Griffbrett zum Steg, plus eine Tonhöhenkurve links, plus pulsierende Bogendruckveränderungen, oder komplizierte glissando Bewegungen innerhalb kurzer Zeiträume.

Das Stück versucht Klang- und Pausenräume auszubalancieren.